Alma Rogge: "Grüße an alle" 111 Anekdoten

Carl Schünemann Verlag Bremen, 1978

August Hinrichs

Er gehörte zu meinen nächsten und treuesten Freunden. Wer August Hinrichs nur aus seinen Komödien kannte, der kannte ihn nur halb, der konnte ihn ja nicht k e n n e n. Er war ein ungeheuer liebenswerter Mensch, wir haben ihn alle sehr geliebt. Dieser klein gewachsene Mann - er erzählte einmal selber, dass er sich wegen seiner kurzen Beine sogar die Unterhosen maßschneidern lassen musste! -, mit seinen auffällig gespitzten Augenbrauen im ebenso gutmütigen wie pfiffigen Gesicht: Er war immer so da, er war so quick, so lebendig, immer vorneweg, wenn irgendwas los war!

Einmal war ich - zusammen mit Karl Bunje - bei ihm und seiner Frau, die er ‚Muhle' nannte. Sie war eine unendlich liebe, zierliche Person mit vergißmeinnicht-blauen Augen. - Ich weiß nicht mehr wie es kam, plötzlich waren die Männer im Gespräch bei der Politik, und dann kamen sie auf Friedrich den Großen. Er wurde ein endloses Palaver. Als wir gegangen waren, sagte ‚Muhle':

"Du, August, dat will ik di seggen: mit Früderk den Groten will ik aver nix zo donn hebben!"

Nun hätte August Hinrichs ja sagen können: "Laat man, Muhle, van Politik versteihst du nix!"

Er sagte aber - ganz liebevoll - : "Dat hest du auch gar nich nödig, un em deit't kienen Schaden!"