Die Kirche von Gr. Peisten
Die Kirche von Gr. Peisten stammt nicht - wie die anderen Kirchen des Kreises Pr. Eylau - aus der Ordenszeit, sondern ist aus einer Guts-Kapelle hervorgegangen und wurde erst 1615-1618 erbaut von der Familie v. Kreytzen, die damals eine der bedeutendsten Adelsfamilien Ostpreußens und deren Hauptgut Gr. Peisten war. Verputzter Bau aus Steinen und Ziegeln auf gestrecktem achteckigem Grundriß - 26m lang u. 8,5m breit - an den Ecken leicht vorspringende, zierliche Pfeiler - abgetreppte Fensterleibungen mit Bogenfenstern - auf dem westlichen Dach als Dachreiter ein hölzerner Turm mit runder Kuppel auf Säulen - Wetterfahne mit der Jahreszahl 1627 - an der Nordseite breiter Vorbau aus Feldsteinen mit Vorhalle und Gruft - im Obergeschoß des Vorbaus eine zum Kirchenschiff hin geöffnete Gutsloge - an der Südseite die Sakristei mit gemalter Decke (um 1730 gebaut). Das Innere der Kirche reiner Spätbarock (da der erste Bau 1684 durch Feuer vernichtet wurde) - flache Decke aus Stuck - die Ecken der Decke ausgefüllt mit Stukkaturen (Bildnisse der vier Evangelisten) - die Motive der Deckengemälde: das Irdische Jerusalem, Ausgießung des Heiligen Geistes u. Altar des Tempels Salomons - Gutsloge mit Stuckdecke u. Stuckkamin. Reich dekorierter, in zwei Geschosse geteilter, Altaraufsatz (um 1715) - an der Kanzel über der Tür die Gestalten der Evangelisten Matthäus und Markus - zwischen ihnen ein Engel mit geöffnetem Buch - Beichtstuhl mit schönen Schnitzereien - auf dem Gutsstand das Wappen der Finck zu Finckenstein mit sitzenden Engeln als Wappenhalter. Doppelorgel der Überlieferung nach von Bartenstein übernommen (nach 1600) - geschmückt mit geschnitzten Stoff- und Quastenbehängen und musizierenden Engeln an den Emporen - die Glocken von 1671 und 1778 - das Altargerät aus d. 17. und 18. Jh. Vor der Kanzel e. großes Epitaph für Albert v. Kreytzen (+1612) sowie e. Grabstein des Obermarschalls Wolf v. Kreytzen (+1672) - verschiedene Bildnisse der Familie von Kreytzen in der Gutsloge und in der Vorhalle. 1945 wurde die Kirche zerstört und soll 1957 nur noch Ruine gewesen sein - später wurde sie ganz abgebrochen. Im Evangelischen Zentralarchiv Berlin befindet sich eine Altarbibel aus der Kirche (Neues Testament, Tübingen 1729). |