LOUIS HAESLOOP

1830 begründeten die Bremer Reedereien D.H. Wätjen und Carl Vietor das Auswanderergeschäft, indem sie ein Auswanderungsbüro errichteten. Bremen wurde zum größten europäischen Auswandererhafen. Zur Beförderung von Frachtgut und dem Walfang kam nun die Passagierfahrt. Im Jahre 1846 gab es 30.500 Ausreisende, die das Land über Bremen verließen - von 1832 bis 1905 zählte man insgesamt 4 Millionen Auswanderer. Auch Blumenthaler Kapitäne waren daran beteiligt - u.a. LOUIS HAESLOOP.

Louis Haesloops Eltern waren FRIEDRCH HAESLOOP (geb. am 27. August 1807 in Lüssum) und GESINE SCHULKEN (geb. 23. September in Blumenthal).

Friedrich Haesloop besaß am Rönnebecker Hafen - in Flethe - eine kleine Werft. Später gründete er die Firma "Friedrich Haesloop & Co". Außerdem war er auch Seefahrer. Mitte der 30er Jahre lebt Friedrich für einige Zeit in Charleston, South Carolina und kehrt 1838 zurück nach Deutschland. Nach seiner Eheschließung geht er gemeinsam mit Metta Gesine Schulken wieder zurück nach Charleston. Im Mai 1843 reist er erneut in seine Heimat zurück. Friedrich Haesloop und Metta Schulken bekommen insgesamt 14 Kinder - Hinrich, der erste Sohn, wird 1841 in Charleston geboren, dann - zwei Jahre später - Tochter Margarethe. Sie kommt in Beckedorf zur Welt. Adeline, die nächste Tochter, wird nicht einmal 5 Monate alt. Als viertes der vierzehn Kinder wird Louis geboren und es folgen noch weitere 10, darunter auch die Zwillinge Fritz und Martin. Bis zum 14. Lebensjahr besucht Louis Haesloop eine Privatschule in Blumenthal und fährt nach seiner Konfirmation 1861 als Schiffsjunge zur See.

Aus dieser Zeit stammt sein nachfolgender Bericht aus dem Buch von Peter-Michael Pawlik, Von der Weser in die Welt; Die Geschichte der Segelschiffe von Weser und Lesum und ihrer Bauwerften 1770 bis 1893, Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Bd. 33 (Hamburg: Kabel, c1993), pp. 279-280.

Louis Haesloop erzählt:

Diesmal ging die Reise nach New Orleans und wieder mit ungefähr 300 Passagieren.... Welche einfachen, ja primitiven Einrichtungen für die Passagiere derzeit! In dem niedrigen Zwischendeck waren 300 Menschen eingepfercht. Keine Fenster, keine Ventilation! Wenn bei schlechtem Wetter die Luken geschlossen werden mußten, war es dort unten eine fürchterliche Luft. Verschiedene Abteilungen gab es derzeit noch nicht, alles wohnte und schlief durcheinander. Ein Arzt war nicht an Bord. Wasser für alle diese Menschen wurde in Fässern mitgenommen. Jeder erhielt eine kleine Ration Trinkwasser, sehr scharf bemessen. Nachts wurde scharfe Wache gehalten, damit kein Wasser und Proviant gestohlen werden konnte. Während der Reise gab es acht Sterbefälle und eine Geburt.

Auch an der nächsten Reise der DORETTE von Bremerhaven nach Nordamerika nahm Louis Haesloop teil:

Wieder ging es mit fast 300 Passagieren in See nach New York. Am 8. März segelten wir zum Leuchtturm hinunter, mußten hier aber ankern und einen schweren Nordoststurm aushalten. Wir lagen vor beiden Ankern mit 90 Faden Kette. Folgenden Tages kamen wir in See und segelten, da der Wind Südwest war, wieder Nord um England. Auf dieser Reise viel Sturm und schlechtes Wetter. Die armen Passagiere hatten viel auszuhalten, sie konnten tagelang nicht an Deck kommen, da die Luken geschlossen bleiben mußten. Auf dieser Reise fiel auch unser Kollege Christoffer Seebeck aus Rönnebeck über Bord. Bei stürmischem Wetter und hoher See stürzte derselbe von der Obermarsch in See. Unter Lebensgefahr wurde ein Boot ausgesetzt, mußte aber nach vergeblichem Suchen wieder an Bord zurückkehren. Mit vieler Mühe und knapper Not gelang es, das Boot wieder an Bord zu kriegen. Kurz nachdem das Boot mit seiner Mannschaft an Bord in Sicherheit war, setzte ein schwerer Sturm ein. Unseren armen Freund sahen wir nicht wieder. Endlich, am 15. Mai, nach einer sehr harten und beschwerlichen Reise, kamen wir in New York an. Außer unserem Kameraden Seebeck hatten wir auch eine Anzahl Passagiere, meist Kinder, in die See betten müssen.

Auf der Rückreise, die vom 23. Juni bis zum 5. August 1868 dauerte, brachte die DORETTE eine Ladung Petroleum nach Bremerhaven. Im Jahre 1870 wurde die DORETTE nach Norwegen verkauft. Sie erhielt den Namen NORDSTJERNEN und fuhr für H. Chr. Grön aus Lunden. 1880 schließlich wurde die Bark von L.G.S. Larsen aus Hauan (Sandefjord) erworben. Erst 1904 wurde die NORDSTJERNEN ex DORETTE nach 48 Jahren Fahrtzeit in Lissabon kondemniert und zum Abbruch verkauft.

Louis Haesloop heiratet seine Cousine ELISE RATJEN aus Blumenthal, die Tochter von LÜDER RATJEN und ADELHEIT SCHULKEN..

Am 19. Dezember 1859 gelang es der DORETTE, neun Schiffbrüchige, davon fünf Frauen, von dem wenige Tage zuvor gesunkenen Schiff SILAS HOLMES in der Nähe von Florida zu retten. Unter Führung von Kapitän Gustavus hatte die Dorette im November 1862 eine Kollision mit dem Schiff EXPRESS, Kapitän Unruh, welches dabei den Besanmast verlor. Die DORETTE blieb offenbar unbeschädigt. Der spätere Kapitän Louis Haesloop ([Schiff, später Bark] LOUIS HENRY...), der mit der DORETTE unter Lüder Schulken in den Jahren 1867/68 mehrere Reisen von Bremerhaven nach New York bzw. New Orleans als Matrose mitmachte, beschreibt in seinen Aufzeichnungen die Lage der Passagiere auf einem Auswanderersegler jener Zeit:

Diesmal ging die Reise nach New Orleans und wieder mit ungefähr 300 Passagieren.... Welche einfachen, ja primitiven Einrichtungen für die Passagiere derzeit! In dem niedrigen Zwischendeck waren 300 Menschen eingepfercht. Keine Fenster, keine Ventilation! Wenn bei schlechtem Wetter die Luken geschlossen werden mußten, war es dort unten eine fürchterliche Luft. Verschiedene Abteilungen gab es derzeit noch nicht, alles wohnte und schlief durcheinander. Ein Arzt war nicht an Bord. Wasser für alle diese Menschen wurde in Fässern mitgenommen. Jeder erhielt eine kleine Ration Trinkwasser, sehr scharf bemessen. Nachts wurde scharfe Wache gehalten, damit kein Wasser und Proviant gestohlen werden konnte. Während der Reise gab es acht Sterbefälle und eine Geburt. Auch an der nächsten Reise der DORETTE von Bremerhaven nach Nordamerika nahm Louis Haesloop teil: Wieder ging es mit fast 300 Passagieren in See nach New York. Am 8. März segelten wir zum Leuchtturm hinunter, mußten hier aber ankern und einen schweren Nordoststurm aushalten. Wir lagen vor beiden Ankern mit 90 Faden Kette. Folgenden Tages kamen wir in See und segelten, da der Wind Südwest war, wieder Nord um England. Auf dieser Reise viel Sturm und schlechtes Wetter. Die armen Passagiere hatten viel auszuhalten, sie konnten tagelang nicht an Deck kommen, da die Luken geschlossen bleiben mußten. Auf dieser Reise fiel auch unser Kollege Christoffer Seebeck aus Rönnebeck über Bord. Bei stürmischem Wetter und hoher See stürzte derselbe von der Obermarsch in See. Unter Lebensgefahr wurde ein Boot ausgesetzt, mußte aber nach vergeblichem Suchen wieder an Bord zurückkehren. Mit vieler Mühe und knapper Not gelang es, das Boot wieder an Bord zu kriegen. Kurz nachdem das Boot mit seiner Mannschaft an Bord in Sicherheit war, setzte ein schwerer Sturm ein. Unseren armen Freund sahen wir nicht wieder. Endlich, am 15. Mai, nach einer sehr harten und beschwerlichen Reise, kamen wir in New York an. Außer unserem Kameraden Seebeck hatten wir auch eine Anzahl Passagiere, meist Kinder, in die See betten müssen. Auf der Rückreise, die vom 23. Juni bis zum 5. August 1868 dauerte, brachte die DORETTE eine Ladung Petroleum nach Bremerhaven. Im Jahre 1870 wurde die DORETTE nach Norwegen verkauft. Sie erhielt den Namen NORDSTJERNEN und fuhr für H. Chr. Grön aus Lunden. 1880 schließlich wurde die Bark von L.G.S. Larsen aus Hauan (Sandefjord) erworben. Erst 1904 wurde die NORDSTJERNEN ex DORETTE nach 48 Jahren Fahrtzeit in Lissabon kondemniert und zum Abbruch verkauft. 1859 fährt Louis Haesloop noch als Matrose mit - Kapitän ist Lüder Schulken.

Nach Peter-Michael Pawlik, Von der Weser in die Welt; Die Geschichte der Segelschiffe von Weser und Lesum und ihrer Bauwerften 1770 bis 1893, Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Bd. 33

(Hamburg: Kabel, c1993), pp. 279-280.